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Die Tradition
Das Böllern hat eine lange Tradition. Besonders in Süddeutschland ist dieses Brauchtum sehr verbreitet und mit kirchlichen Anlässen fest Verbunden. Das Oktoberfest wird ebenfalls mit Böllerschüssen eröffnet. Im Norden wurde es hauptsächlich auf Schiffen bei Nebel (Vorläufer Nebelhorn) als Warnung angewendet. Der Hamburger Hafengeburtstag wird ebenfalls mit Böllerschüssen eröffnet und was die Wenigsten wissen, in Hamburg gibt es noch 5 Böllerbasen, auf denen bei zu erwartenden Sturmfluten jeweils 2 Böllerschüsse (8 Stunden vorher) bei Hochwassergefahr zur Warnung abgeben werden. Entstanden ist die Tradition im Mittelalter, zu Ehren der Obrigkeit oder als man bei Gefahr z.B. bei anrückenden Feinden, Böllerschüsse abgegeben hat, damit sich die Landarbeiter in Sicherheit bringen konnten. Nicht wegzudenken ist das Salut- / Böllerschießen, zu Ehren bei Staatsbesuchen, bei der Geburt eines Thronfolgers oder Monarchen oder einen Ehrensalut bei Beerdigungen (siehe England / Amerika).
Dieses friedliche Brauchtum und die schöne Tradition möchten wir, das Böllerregiment Hamburg, an Schützenfesten und im Rahmen größerer Veranstaltungen am Leben erhalten.
Böllerschießen (Quelle: DSB, https://www.dsb.de/tradition/boellerwesen/boellerschiessen)
Was genau ist Böllern?
Böllern ist ein gepflegtes Brauchtum und als Teil des „Schützenwesens in Deutschland“ als immaterielles Kulturgut von der Deutschen UNESCO-Kommission anerkannt! Es ist Ausdruck der Freude über ein besonderes Ereignis und ein zeitlich begrenztes, friedliches Jubilieren. Es findet in der Bevölkerung regen Anklang durch deren Teilnahme an den Festivitäten des Brauchtumsvereines.
Wie das Fahren eines Motorrades, eines Autos, das Mähen eines Rasens oder Ausüben eines lärmintensiven Sports, ist das Böllern eine freiheitliche Ausübung, die per Gesetz geregelt ist.
Eine Veranstaltung mit Böllerschießen bedarf einer Anzeige bei der Gemeinde und Polizei.
Das Böllerschießen ist der “Auge- und Ohrfänger“ für eine öffentliche Präsentation anlässlich eines besonderen Anlasses. Es erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei aktiven Schützen als auch bei Gästen und Zuschauern zu. Oftmals ist nicht bekannt, was einen erwartet in einem meist öffentlichen Auftritt der Schützen. Es ist kein bloßes Abbrennen von Feuerwerk, sondern ein in Jahrhunderten gewachsenes Brauchtum. Daher umfasst das Böllerwesen weit mehr als die reine Tätigkeit des Schießens selbst. Der Anlass setzt eine öffentliche Festivität voraus, somit steht meist eine direkte Tradition dahinter. So vielfältig die Anlässe dazu sind, so tiefgreifend ist deren Geschichte, so umfassender ist das Brauchtum rund um das Erzeugen von Lärm.
Im Allgemeinen ist Lärm als solcher verpönt. Doch hier zeigt sich der Reiz des Seltenen und Besonderen. Wer zum ersten Mal den Blitz und den Donner erlebt, bei vielen entsteht zunächst Erschrecken oder Furcht. Das wandelt sich schnell ins Gegenteil, wenn das friedvolle Abtun von Schüssen einem die Augen und Ohren öffnet.
Böllerschützen sind friedliebende und in der Region verwurzelte, freie Bürgerinnen und Bürger. Mehr als andere halten sie sich an Gesetz und Ordnung. Das Böllern ist keine kriegerische Handlung und wird keinesfalls dazu zweckentfremdet. Ausdrücklich werden eben keine Gefechtsszenen nachgestellt. Auch wird nicht mit militärischen Uniformen geworben. Dagegen ist das Tragen einer Tracht Teil einer regionalen Geschichte, Tradition und Brauchtum. Alles andere ist dagegen verpönt und wird nicht geduldet. Nationalistische Tendenzen wie etwa völkische Reden oder das Vorzeigen von Reichssymbolen werden auf den Böllerveranstaltungen nicht geduldet! Das Böllerregiment Hamburg distanziert sich ausdrücklich von jeder Form von politischem Extremismus oder Gewalt.
Im Gegenteil wird oftmals den Opfern von Kriegen, Verfolgung oder Katastrophen gedacht. Ihnen zu Ehren wird durch eine vorangegangene Rede meist ein Salut gewidmet. Das Lärmbrauchtum des friedlichen Böllerns diente und dient zur Ehrerweisung, bringt Freude, Trauer oder Gedenken zum Ausdruck. Oftmals wird ein Kranz an den Ehrendenkmälern niedergelegt, um an die Schrecken von Krieg und Verfolgung zu erinnern. Schließlich ist das Gerät zum Böllern auch keine Waffe. In dieser Form verstehen die Schützen ihr ureigenes Brauchtum.
Sie betreiben das Abtun von Böllerschüssen nur für einen begrenzten und kurzen Zeitraum. Mit Rücksicht auf die Ruhezeiten werden teils Jahrhunderte alte Traditionen gepflegt. Die meiste Zeit aber wird dem geselligen Beisammensein in einer offenen Gesellschaft gewidmet. Es werden eben Volksfeste gefeiert, wie sie schon immer gefeiert wurden.
Schützen lehnen Krieg und Gewalt in jeglicher Form ab. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, in Frieden zu leben und sich frei zu betätigen. Ist es nicht eine große Freude gemeinsam feiern zu können? Gerade Schützinnen und Schützen laden jeden ein, dabei zu sein!
Arten des Böllerns
Arten des Böllerschießens und dessen Schussfolgen
Beim Schießen kann nach den Anlässen unterschieden werden, bei denen einerseits nur wenige einzelne Schützen, andernfalls mehrere hundert an sogenannten Böllerschützentreffen auftreten können.
Schussfolgen
Es wird dabei nach bestimmten Reihenfolgen geschossen, die der Kommandant vorgibt.
Folgende Grundformen von Salven sind üblich:
Das Reihen- oder Lauffeuer wird im gleichen Takt – langsam – geschossen (man wartet etwa, bis man den Schall vom Vorgänger wieder hört). Das geht mehrere Runden durch, daher muss der einzelne Schütze schnell beim Nachladen sein, damit es keine Verzögerungen gibt. Das schnelle Reihen- oder Schnellfeuer wird wie das Lauffeuer im gleichmäßigen Takt ausgeführt, allerdings erfolgen die Schüsse in kürzestem Abstand unmittelbar nacheinander. Der Salutschuss erfolgt gleichzeitig von allen Schützen. Das Rad wird mit zunehmender Geschwindigkeit geschossen, bis die letzten 2-3 Schützen schon fast gleichzeitig abdrücken. Gern geschossen wir auch der Doppelschlag, bei dem zwei Schützinnen oder Schützen direkt nacheinander abfeuern und dann gewartet wird, bis die nächsten beiden feuern. In der Präzision oder dem Tempo dieser Salven und ihrer Kombinationen zeigt sich die Qualität einer Schützenformation. Beim Gruppenschießen erfolgen die einzelnen Schritte auf dem Schießplatz, einschließlich der Ladetätigkeiten, auf Kommando des Schützenmeisters.
Der Böllerschütze und seine Ladungen
Die Böllergeräte sind in der Regel Vorderlader und werden mit Böllerpulver befüllt. Das Böllerpulver besteht aus Schwarzpulver gewisser Körnung und hat eine Abbrandgeschwindigkeit von ca. 400m/s. Die Entzündungstemperatur liegt bei etwa 300°C, die Verbrennungstemperatur bei etwa 2.500°C. Während bei Handböllern Kaliber von 10-25 mm üblich sind, sind es bei Standböllern und Böllerkanonen häufig enorme Kaliber von bis zu 100mm. Die Pulvermenge pro Schuss beträgt bei solch einem Kaliber bis zu 400g Schwarzpulver, im Gegensatz zu einem 20mm Handböller, welcher lediglich 30g Pulver benötigt.
Das Böllerpulver wird im Handböller mit Hilfe eines Korkens verdämmt, da andere Verdämmungsmaterialien in Deutschland nicht mehr erlaubt sind. In Österreich ist es noch erlaubt, auch Papier oder Holzstoppeln zur Verdämmung zu benutzen. Letztere bestehen meist aus Fichtenholz und finden bei Böllerstutzen Verwendung. Die Verdämmung wird mithilfe von Hammer und Ladestock in das Rohr geschlagen.
Gezündet wird die Ladung durch ein Zündhütchen, welches wiederum durch einen Schlagbolzen (meist Kanonen und Standböller) oder auch durch ein Perkussionsschloss (bei Hand- und Schaftböllern) gezündet wird. Ebenfalls möglich ist die Verwendung eines elektrischen Brückenanzünders, was gerade bei großkalibrigen Standböllern zunehmend Verwendung findet. Bei Hinterlader-Kanonen wird das Pulver nicht von vorne in das Rohr eingebracht, sondern in Form einer fertigen Kartusche von hinten geladen.